MeTraNA
Meridionale Transporte im Nord
Atlantik
Seit Juli 1993 bestimmt das BSH die nordwärts
gerichteten Wärmetransporte im Atlantik auf einem Schnitt
entlang 48° Nord. Die Arbeiten werden nach den Kriterien und teils
als Beitrag zum hydrographischen Programm des World Ocean Circulation Experiments
(WOCE) durchgeführt. Mit den deutschen Forschungsschiffen "Gauss"
(BSH) und "Meteor" wurden zwischen dem Englischen Kanal und den Neufundlandbänken
mittlerweile fünf hochauflösende hydrographische Datensätze
gewonnen. Eine weitere Reise wird für das Jahr 2000 geplant.
Einschließlich zweier historischer
Reisen aus den Jahren 1957 und 1982 stehen uns entlang 48° N momentan
die hydrographischen Daten von 7 Realisierungen zur Verfügung ( 1957,
1982, 1993,
1994, 1996,
1997, 1998),
um die barokline Struktur zwischen dem subpolaren und dem subtropischen
Wirbel im Nordatlantik zu beschreiben. Die Hydrographie der Realisierung
in den späten 50-er Jahren basiert auf Schöpfer-Daten, die der
Realisierungen in den frühen 80-er und 90-er Jahren auf CTD-Daten
mit einer vertikalen Auflösung von 2 dbar. Im Vergleich zu den Schöpfer-Profilen
wurden bei den CTD-Profilen geringere Stationsabstände verwendet.
Die horizontale Abtastrate dieser Realisierungen löst mesokalige Wirbel
und Eddies auf.
1957 |
1982 |
1993 |
1994 |
S |
S |
S |
S |
T |
T |
T |
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1996 |
1997 |
1998 |
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S |
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Vertikale Verteilung von potentieller Temperatur
und Salzgehalt entlang des Schnittes auf 48° N im Nordatlantik |
Die aus hydrographischen Daten abgeleiteten
integralen Größen, wie Wärme-, Süßwasser- und
Stofftransporte, ermöglichen eine Aussage über die physikalischen
Mechanismen, welche die Meridionalzirkulation im Nordatlantik und ihre
Schwankungen auf Zeitskalen von mehreren Jahren und Dekaden, also auf klimarelevanten
Zeitskalen, kontrollieren.
Das Dichtefeld, welches aus den gemessenen
Größen abgeleitet wird, läßt die zu integrierende
Größe, die totale meridionale Geschwindigkeit, unterbestimmt.
Dies ist das klassische Problem der physikalischen Ozeanographie. Deshalb
wird oft eine Zerlegung des totalen Geschwindigkeitsfeldes vorgenommen:
-
Die Ekman-Komponente. Sie berücksichtigt den Impulseintrag des Windfeldes.
-
Die geostrophische Komponente. Diese wiederum wird in ein vertikal mittleres,
tiefenunabhängiges, also barotropes Geschwindigkeitsprofil und ein
baroklines Profil zerlegt.
Die barotrope und Ekman-Komponente läßt
sich aus klimatologischen und aktuellen Winddaten abschätzen.
Für klimarelevante Änderungen
im Ozean unterscheidet man allgemein zwei Mechanismen und damit werden
auch zwei unterschiedliche Zeitskalen assoziiert.
-
Änderungen in Abhängigkeit von der Tiefenlage der Isopyknen.
Diese Änderungen können auf Zeitskalen von mehreren Jahren vorkommen
(also für den Ozean auf relativ kurzen Zeitskalen) und breiten sich
auch schnell ins Ozeaninnere aus.
-
Änderungen der thermohalinen Struktur entlang der Isopyknen, also
die Änderungen der Wassermassencharakteristika. Diese Änderungen
gelangen auf Zeitskalen von Dekaden durch Advektion und Vermischung ins
Ozeaninnere.
Überraschend sind bei den bisherigen
Beobachtungen die signifikanten interannualen Änderungen des Zwischen-
und Tiefenwassers. Die seit 1982 andauernde Abkühlung des sich 'linsenförmig'
in der Tiefe zwischen 1300m und 2200m ostwärts ausbreitenden Labradorseewassers
endete im westlichen Becken abrupt im Jahre 1995, im östlichen Becken
ein Jahr später. Danach begann eine Erwärmungsphase bei annähernd
konstantem Salzgehalt. Im östlichen Becken kam es nach 1982 zu einem
Temperaturanstieg des tiefen Salzgehaltsmaximums (ca. 2500m) bis ins Jahr
1994. Dieser war verbunden mit einer geringen Zunahme des Salzgehalts und
einer Abnahme der Dichte. Bis 1996 nahmen dann Temperatur und Dichte wieder
ab. Seither beobachten wir eine erneute Erwärmung und einen Anstieg
der Dichte. Der Salzgehalt blieb bei den Änderungen der letzten drei
Jahren annähernd konstant. Im westlichen Becken kühlten sich
die Tiefenwasser bis einschließlich 1996 kontinuierlich ab (0,4°
C), wobei die Dichte leicht zu- und der Salzgehalt leicht abnahm. Im Jahre
1993 ist eine mächtige Schicht subpolaren Mode Wassers innerhalb des
Temperaturintervalls von 7,5° C bis 8,5° C zu beobachten. In den
folgenden Jahren wurde das Wasser subpolaren Ursprungs von dem verstärkt
vordringenden Mittelmeerwasser verdrängt. Deshalb reduzierte sich
diese Schicht auf zwei Extrema: ein warmes Salzgehaltsminimum von Wasser
subpolaren Ursprungs und ein etwas kälteres Salzgehaltsmaximum des
Mittelmeerwassers. Im Jahre 1997 waren diese beiden Extrema 1° C wärmer
und wiesen eine um 0.2 kg/m3 geringere
Dichte auf als in den vorherigen Jahren. 1997-98 kommt es entlang
der Isobaren im Bereich des Labradorseewassers zu einer erneuten Abkühlung
und zu einer extremen Abnahme des Salzgehalts ( im europäischen Becken
>0,02 ). Entlang der Isopyknen setzt sich diese Abkühlung und Aussüßung
in den zentralen Becken auch in den Wassermassen der Island-Schottland Überstromregion fort. Über den Abhängen des
Mittelatlantischen Rückens ist jedoch eine Erwärmung und Zunahme des
Salzgehalts im Labradorseewasser zu beobachten, während sich die
darunter liegende Schicht auch hier abkühlt und frischer wird.
Welchen Einfluß vor allem die Veränderung
des Luftdrucksystems (Nordatlantische Oszillation) auf diese Änderungen
der baroklinen Struktur in Nordatlantik haben, ist noch nicht eindeutig
geklärt. Die bisherigen Untersuchungen lassen jedoch darauf schließen,
daß die meridionale Zirkulation im Nordatlantik eine bimodale Struktur
aufweist zwischen denen sie variiert. Um die physikalischen Antriebsmechanismen
statistisch besser abzusichern, werden zusätzlich Fernerkundungsdaten
herangezogen, sowie auch die Expendable Bathythermograph (XBT)-Daten
des seit 1988 am BSH laufenden Frachtschiffprogramms im Nordatlantik.
BSH, M54, Lorbacher@bsh.d400.de,
07.Aug.1998